Die Digitalisisierung meint einen Prozess: Substantivierung der Tätigkeit „Digitalisieren“. Unter Digitalisieren versteht sich im Allgemeinen der Prozess der Umwandlung von Analogen/Sozialem oder anders gesagt „Von auf Menschen laufenden Medien“ zu „Auf Computer prozessierten Medien“. Meist ältere Menschen, die 30+ Jahre den Kopf im Analogen hatten, meinen damit die Nutzung von digitaler Technologie statt analogen Medien: etwa statt der Post, dem Fax, ein Mail oder statt des Zettelkastens eine Datenbank etc. Das MobilePhone ist heute ja geradezu eine Ansammlung von sozialen ‚digitalisierten‘ Funktionen. Hier werden Dinge substituiert – der analoge Raum oder die analoge Zeit aufgehoben. Wie bei jedem solchem Prozess gehen selbstverstaendlich auch Qualitaeten verloren, etwa das Haptische etc. Letztlich ist eben die Digitalisierung auch eine Einschränkung des Analogmöglichen. Nicht alles ist abbildbar.
Mehr als nur Umwandlung – das Neue
Das digitale Medium „Universalmaschine“ hat allerdings viel mehr möglich gemacht. Zum Einen sind es Defiktionalisierungen von psychischen Prozessen in Software (etwa die Teilrealisierung des Intertextes als Hypertext). Neu ist auch, dass soziale Prozesse/Funktionen werden ins Digitale verlagert und dort radikalisiert werden. Das erklärt zumindest den heute strange verwendeten Begriff, der SocialMedias. Denn sozial ist daran eigentlich nur das Kopieren und Ansehen von Dingen. Es wird hier mehrheitlich nicht etwa zusammen „gearbeitet“ etc. Das Wort „Sharen“ bedeutet meist, die Nutzung einer gemeinsamen Kopie. Es entsteht dabei keine all zu grosse Gemeinsamkeit – es muss nicht gestritten werden um Texte, sie gemeinsam umgearbeitet werden. Mehrheitlich entsteht eine Diskussion, die dem Stammtisch ähnelt im Schlimmsten und eine Bereicherung im Besten. Aber nichts davon ist bindend. Es ensteht kein CommonSense. Es ist mehr hyper-individuelles Kommentieren. Und wenige Services sind wirklich kollaborativ.
Das Neue
Und noch wichtiger – hier trifft der Begriff und das Konzept „Digitalisierung“ meiner Meinung nach ueberhaut nicht zu: Es gibt neue Dinge oder allgemein Dinge, die es in dieser Art noch nicht gab. Das einfachste Beispiel sind die Unmengen von Singleplayer-Videospielen. Gab es frueher einige wenige Spiele fuer den Einzelspieler* (Solitär, Kreuzworträtsel..) gibt es inzwischen Millionen von Einzelspielerspiele bei den Videogames. Diese sind mehrheitlich nur möglich wegen der Universalmaschine in ihrer Defiktionalisierung Computer.
Akzeptanz von neuen digitalen Möglichkeiten
Es lässt sich sogar vermuten, dass all das, was nicht vorher schon soziale Praxis war (wie Kommunikation, Austausch, Fotos, Filme etc). von einem Teil der Bevölkerung bis heute gar nicht akzeptiert wird (und zwar auch von digital Natives). Es scheint, als seien nur die Dinge als nueztlich gewertet, die eine analoge Entsprechung hatten, so marginal dies auch gewesen sei.