Der Film „Bruegel: The mill & the cross“ ist ein Film mit und über das Bild ‚The Way to Calvary‘ von Bruegel 1564.
Temporale Verflüssigung des Bildes
Der Film verflüssigt das feste Bild im Museum (wo der Film endet) aus komponierten Teilen implementierter Geschichten und macht es zu einem Film mit seinen temporären Bildern und FrameZuFrame-Verknüpfungen. Verschiedene Filmlayer laufen von da an durch dieses Bild, durch das Davor (Voraussetzungen, Ahnungen) und das Danach des Bildes (Folgen, nächste Momente, Erwartungen).
Gamemechanik Spinnennetz
Auf einem Strang folgt man dem Maler Bruegel und der Konstruktion des Bildes. Dabei geht es um das Spinnennetz (verschiedene Personen spielen mit Spinnen und Spinnennetzen) als Metapher und Gamemechanik des Bildes. Der Film macht einen Regelkreislauf aus dem Bild, denen wir folgen müssen, um in das Spiel dieses Bildes zu kommen: Die Mühle des Lebens hoch oben soll vom Zentrum=Eigentlichen ablenken (so der Maler): die Spinne in der Mitte. Darum gruppiert sich eine Welt aufgelöst in Szenen.Es ist ein (Szenen-)Tableau einer Gesellschaft – wie es Foucault treffend nannte oder östlicher: es ist ein System.
Auf allen Fäden geht es nun um die „roten“ Spanier, die neu über die Landschaft und Städte herrschen (das heisst im wesentlichen in ihr stehen und durch sie reiten) und sich über die (reformierten?) Menschen hermachen mit klassischem Kathalozismus bis hin zu Kreuzigungen. Ein falsches Wort, eine falsche Vorstellung und schon wird man gerädert oder Verprügelt. Europa im Rückwärtsgang.
Ästhetik zwischen Film und Malerei
Dabei geht der Film ästhetisch einen gewagten Weg, er inszeniert die Szenen als Bilder/Teile vor dem entstehenden „The Way to …“-Bild. Eine Welt beginnt sich aufzubauen um diese Mühle und das Tableau wird (filmisch-)linear lebendig und verknüpft sich immer komplexer mit sich und dem Bild. Dabei arbeitet der Film (wie unten sichtbar) mit gemaltem, retouchierten Hintergründen und (licht-) nachbearbeittem Hauptszenen. Der Zuschauer ist also immer (als Betrachter) im (gemalten) „Bild“. 3Dimensional vor der Staffelei einer 2 D gemalten Welt.
Der (Zuschauer-)Spieler wird in dieser Welt zum Gefangenen zwischen Bild, Bildern des Films und dem Film. Der Spieler kann auslesen, welche Verknüpfungen er eingehen will, welche Leerstellen er füllen möchte, wo er mitspielen möchte. Der Film leitet ihn dabei, ist seine Krücke an der Hand oder eben das Rad, auf das man geflochten wird (wie fast jedes Spiel).
Sehen als Spielprozess
„The mill & the cross“ ist interessant, weil er die Ästhetik und das Sehen verändert. Sehen wird zu einem Spielprozess. Ein neuer Blick auf das Verhältnis von Fiktion (hier auch gemalte Szenen) und „Echt-Szenen“ wird möglich, der über die Einfachheit von „Herr der Ringe“ weit hinausgeht und nochmals andere Frage aufwirft zum Turm in Herr der Ringe. „The mill & the cross“ spielt mit den MagicCircles und der Frage, wo die Fiktion beginnt, wo sie endet.
In diesem Sinn beginnt mit „The mill & the cross … “ eine erneute Auseiandersetzung mit dem Fantastischen und deren Darstellung – das bei alten Klassikern sich anlehnt (Caligary etc), Barry Lyndon (Kubrick) – aber auf Stelzen weitergeht.
http://www.youtube.com/watch?v=xIk-VlvK0qs
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