Super Bowl Sunday. Ganz Amerika sitzt vor dem Fernseher, die Hände bis zu den Ellbogen im Pop Corn, die Bierdose zum Zug angesetzt. Auf dem grossen flachen Bildschirm kracht ein 150 Kilo Lineman in einen 90 Kilo Running Back! Es kracht grausig. Alle jubilieren. Die gewalttätige Attacke wird mehrere Male in Slow Motion wiederholt, begleitet vom Ton des Aufpralls. Und der Kommentator flippt aus: „This is smash-mouth Football!“ Während sich die Pfleger um das Opfer kümmern und sich alle andern auf dem Feld regruppieren, geht’s ab zur Werbung: Ein grimmiger älterer Typ mäht alle nieder mit einem automatischen Monstergewehr – das könnte der frühere Governor von Kalifornien sein – ein Werbetrailer für den Film *The Last Stand“.
Frage: Was ist Amerikas Biggest Game? American Football? Die Werbe-Orgie dazwischen (mit dem Rummel davor und danach), die den Beteiligten Umsätze von Milliarden bringt?
Weder noch. Es ist das Spiel der Medien mit der Gewalt und ihre unreflektierte Zelebrierung, einfach zu erkennen an solch spektakulären Events wie der Super Bowl des American Football. Das sagt eine Studie der Universitäten Michigan und Kalifornien, Davies, die zahlreiche unterschiedliche Studien zu diesem Thema ausgewertet haben. Aber ihre Schlussfolgerung liegt auf der Hand:“ Media Violence loses a threat to Public health inasmuch as it leads to an increase in real-world violence and aggression, both in the short and in the long term.“ Kinder in den USA sollen bei Abschluss der Primarschule via die grossen TV-Networks bereits über 8000 Morde und über 100’000 andere gewalttätige Akte gesehen haben!
Selbstverständlich bestehen die Hollywood-Produzenten jeweils auch nach Schulmassakern wie in der Sandy Hook Elementary School vor wenigen Wochen darauf, dass Filmgewalt nichts mit realer Gewalt zu tun habe und bringen sofort wieder Filme heraus wie The Last Stand mit dem ehemaligen Governor von Kalifornien, die ein grosses Blutbad präsentieren. Doch obwohl die meisten Leute zwischen virtueller und realer Gewalt sehr gut unterscheiden können, bleibt immer auch eine gewisse Verunsicherung und Verzerrung der Sichtweise auf die Welt zurück.
Schlimmer noch: die TV-Networks vermischen sensationell angereicherte rapportierte reale Gewalt (in schonungslosen News-Clips) mit virtueller Gewalt, so dass es zumindest für Kinder schwer unterscheidbar wird. Und dann wird die Gewalt wie im amerika-eigenen Sport Football auch noch hochgejubelt und zelebriert. Der Coach der Saints (!) hat seinen Spielern in der letzten Saison Prämien ausbezahlt für das Verletzen der Gegenspieler! Und in diesem Sport gibt es nicht nur kleinere Verletzungen, die schnell wieder heilen. Das interessiert die Medien jedoch nicht, sie feiern auch am Super Bowl Sunday wieder das Massakrieren der Gegner, das oft schwere, teils bleibende Schäden bei Spielern hinterlässt. Und sie setzen Idole wie den früheren Governor von Kalifornien bewusst in einem Atemzug mit den Helden des Superdome in Szene. Ein gefährliches Spiel!
Artikel zu TV-Gewalt und Football in: The Reader
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