Bekanntlich erfährt man am Meisten über unsere Welt, wenn es zu Brüchen, Irritationen oder Umfällen kommt und der Kaiser für einen Moment ganz nackt dasteht. Für einen kurzen Moment kann man dann zuschauen, „wer wen wie behandelt“, wie Prozesse funktionieren. Nach dieser kurzen Irritation machen sich dann Krisenbewältiger, TaskForce Teams und PR-Leute daran, die Oberfläche wieder glattzupolieren und so zu tun, als sei alles in Ordnung. Das Spektakel muss weitergehen, am Besten woanders.
Im Bereich Design gibt es nicht all zu viele interessante Unfälle oder Brüche, die einen Blick erhaschen lassen auf die Prozesse dahinter. Meist sind die Endprodukte schon reines Ablenkungsspektakel. Aber ab und zu gibt es ihn dann doch- diesen glücklichen „Unfall“ – er heisst im Bereich Design immer öfter „Prozess zum Thema Geschmacksmuster“ oder anders gesagt „Prozesse zum Thema Designkopien“. Hier scheint das Unbewusste von Firmen für einen kurzen Moment sichtbar.
Apple vs Samsung – ein Glücksfall
Apple vs. Samsung in der Frage von Geschmacksmustern (Hat Samsung einfach das Design kopiert?) ist ein solcher interessanter „Unfall“. Dabei offenbart Apple (um zu beweisen, dass man auch andere Arten von Designs machen kann) eine ganze Menge Material wie Designstudien zu ihren zwei Produkten iPad (wurde bekanntlich zuerst entwickelt) und dem iPhone. Apple zeigt dabei Designs aus verschiedenen Designlinien und verschiedenen Abschnitten des Designprozesses (verschiedene Stufen). Dabei ist interessant, dass jede der Mutmassungen im Vorfeld (Was soll das iPhone werden) als Projektskizze existiert. Da gibt es die Varianten, die sich am iPod orientieren (Es wurde gemutmasst, dass das iPhone als besserer iPod gedacht war) und Designs, die sich klarer am klassischen MobilePhone Design Paradigma orientieren.
Eigene Designlinie mit Iterationen weiterentwickelt
Interessanterweise hat sich Apple für etwas Anderes entschieden (keinen weiteren iPod und kein Phonedesign) und damit einen eigenen Stil (Designdiskurs) eröffnet. Das legen zumindest die veröffentlichten Designs nahe (Was sie natürlich auch sollen im Rahmen des Prozesses – es wird noch diverse andere Zwischenformen geben). Apple scheint wie viele Designfirmen verschiedene Varianten herzustellen und diese dann in weiteren Iterationen zu verfeinern. In diesem Sinn nichts Neues – aber dennoch ist ein Blick in diesen Prozess interessant und man ahnt, warum es am Ende das iPhone und das iPad, so aussehen, wie sie aussehen. Man kann auch sehen, dass dahinter eben keine (immer wieder unterstellte) Kirchenstruktur (Messias) steckt sondern das Gegenteil: ein langer und vermutlich mühsamer Designprozess mit Iterationen. (Wobei leider nicht sichtbar ist, wie sehr Apple die Designs mit Fokusgruppen testet.)
Mehr Bilder und mehr Einblick findet sich bei bei www.theverge.com, die die Bilder aus dem Prozess veröffentlich haben:
http://www.theverge.com/2012/7/31/3209913/apple-iphone-ipad-prototypes-new-samsung-trial-pictures >
Jetzt bleibt uns nur zu warten bis auch einige der grossen Gameentwickler aufeinander losgehen. Im Bereich der Socialgames gab es ja zumindest schon einen (allzu offensichtlichen) Fall und leider lassen sich Gamemechanismen nicht schützen, sonst würden wir noch manchen interessanten Streit um „Wieviele Punkte soll es für XYZ geben?“ und Antworten wie: „Klar 20 wir haben das getestet und da macht es am meisten Spass!“ sehen.
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