Werbung zu machen scheint nicht immer einfach zu sein. Gerade im Shooter-Bereich – wenn man Jugendliche zwischen 15-18 Jahren beeindrucken will – und so spielt so manche Gamewerbung oder PR-Massnahme mit dem Feuer. Dabei haben es einige Künstler schon vorgemacht und aufgezeigt, wo PR vielleicht auch enden sollte: Aram Bartholl ging etwa in seinem Projekt „1H“ mit einer überdimensionierten Streitaxt aus WorldOfWarcraft spazieren in der Innenstadt und hat dabei viel Schmunzeln geerntet. Bei der Vorstellung von KILLZONE 3 in München ging man nach der Präsentation des Spiels einen perverseren Schritt weiter: Die Hauptfiguren von KILLZONE gingen durch die Stadt. In voller Kampfmontur mit Gasmasken, Helm und – alles in Schwarz natürlich. (Es ist unklar, ob sie die Journalisten sogar dazu motiviert hatten, um Fotos zu machen)
Schlimmer waren aber die Reaktionen der Gameszene: Die angereiste Gamepresse fand denn auch nichts dabei. Erst als die Polizei eintraf und die „Spieler“ festnehmen wollte, machte ihnen klar, dass irgendwas vielleicht hier nicht sein sollte. Dabei kommt – zumindest in den Kommentaren und Berichten – kein Unrechtsbewusstsein auf. Man fragt sich: Was passiert denn da? Warum tut die Polizei sowas?
Artikel auf Videozone.de >
(Die Bilder aus München mit den Killzone Figuren stammen von diesem Portal)
Keiner stellt fragen
Keiner fragt : „Hallo, was passiert da eigentlich?“ „Gehen nicht Amokläufer genau so durch die Stadt? – etwa in den USA bei Amokläufen? Nämlich in voller Kampfmontur.“ Man liesst in den meisten Blogs und Berichten nur eine naive Auseinandersetzung mit Gameculture, die sich wundert und überhaupt nichts versteht. Weiterführende Fragen wie: „Woher stammt diese Uniform, wer hat stand Pate für diesen Style?“ kommen gar nicht erst auf. Es scheint kein Nachdenken über Spiele und ihre Wurzeln zu geben oder gar eine Kritik an ihnen. Zum einen weil sie die Vorläufer nicht zu kennen scheinen oder ganz einfach ignorant sind.
Playfront.de – ein kleiner Bericht darüber >
(Man schaue sich die Kommentare an)
Darüber hinaus stellt sich natürlich auch die Standort-Frage: Darf man diese martialischen Figuren durch München laufen lassen? Eine Stadt mit einer Vergangenheit, die gegprägt ist von Auseinandersetzungen mit schwarzen Uniformen, die designtechnisch immer noch durch manches Spiel geistern?
Leider kein Einzelfall für Game-Werbe-Irrungen
Ein ebenfalls seltsamer Film – wenn auch weit weniger „realistisch“ – ist wohl die aktuelle Werbung für „Call of Duty“. Der Film ist in den ersten Minuten unterhaltsam. Bringt er doch die Spieler statt den Avataren auf Schlachtfeld – aber eben ein virtuelles (Vergisst man, dass in Lybien gerade gekämpft wird). Dabei schaut man natürlich nicht so genau hin, denn immerhin sind alle Spieler irgendwie älter als 18 Jahre. Aber übersowas sieht man hinweg, bis man den Spruch am Ende des Films sieht.
Da heisst es doch tatsächlich: „There’s A Soldier In All Of Us“. Man ist zuerst verdattert und glaubt es kaum. Aber diese Industrie scheint es ernst zu nehmen. Sie holt ihre Kundschaft tatsächlich da ab. Das Wort Minimalstandards muss diese Branche zuerst einmal noch lernen. Lernfähig scheint die Branche aber leider nicht zu sein, wenn man daran denkt, dass der folgende Spot – ein Shooting an einem Bahnhof mit simulierten Handbewegung – zurückzogen wurde.
Warum wohl … Falls man die Frage nicht beantworten kann, sollte man mal mit Leuten ausserhalb der Gameszene reden.
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