Seit einigen Jahr leben nun mehr als die Hälfte der Menscheit in Städten. Das bedeutet: Wir leben zunehmend in menschlichen und damit selbstgeschaffenen Strukturen. Dies ist ein weiterer Höhepunkt des Prozesses der „Kultivierung“ unserer Umgebung, der seit einigen Jahrhunderten vor sich geht. Dabei verliert die ‚äussere‘ Natur (mit der „inneren“ Natur kämpfen wir ja täglich .-)) an Bedeutung. Wir leben zunehmend in kontrollierten, selbstgewählten und selbstgebauten Strukturen wie eben Städten, die uns aber deswegen mit ihrer Struktur nicht weniger „terrorisieren“.
Wer einmal versucht hat, in einer fremden Stadt sich einen Abend um die Ohren zu schlagen, ohne Geld auszugeben, der kennt das Problem: Ausser der Parkbank und einzelner Kleinstwiesen gibt es nicht mehr viel, das irgendwie umsonst nutzbar ist. Und von dem man nicht vertrieben wird. Die meisten Sitzgelegenheiten sind in den Innenstädten in den letzten Jahren verschwunden, da man (Stadtverwaltungen) Angst vor den sich ablagernden Pennern oder gar Jugendlichen hat. Und so sagt man sich: „Konsequenterweise sollte man in einer Innenstadt auch eigentlich Konsumieren: Shoppen, zum Friseur oder Ausgehen“. Vereinzelte Haltestellen findet man noch beim öffentlichen Verkehr. Es handelt sich um einen durchkommerzialisierten Raum.
So ist es nichts als konsquent, wenn die Installation „Pay & Sit“ auch noch diesen letzten Raum der Parkbank kommerzialisiert. Hier kann nur noch sitzen wer davor und dafür bezahlt.
Vielleicht erkaufen wir mit solchen „Insert Coin“-Automaten wieder ein bisschen mehr Freiraum zurück in „unseren“ Städten . So würden unsere Städte zu dem, was sie schon lange sind: Arcadeautomaten mit „Insert Coin“ Schlitzen. Der nächste Schritt auf dem Weg zum Automaten im Film Alphaville: Wirft man eine Münze ein, dann antwortet er nett „Danke“.
PAY & SIT: the private bench (HD) from Fabian Brunsing on Vimeo.