NZZ: „Dabei schlummerten gerade in der Schweiz so viele Möglichkeiten. Interessant sei in dieser Hinsicht Deutschland. Dort habe man gemerkt, dass Videogames als eine der Schlüsselindustrien in der Kulturwirtschaft eine ernstzunehmende Rolle spielten und dass es im Zuge der Gewaltdebatte durchaus sinnvoll sein könnte, einheimische Spiele zu fördern, statt den Markt internationalen Importeuren zu überlassen.“
Auch in dieser Diskussion um eine mögliche Förderung der Gameindustrie ’spielt‘ der alte schweizerische Reflex:
„Lieber im Ausland kaufen und importieren, als selbst produzieren. Man weiss ja nicht, was das ist dieses „Neue“ und es könnte „gefährlich“ sein. Im schlimmsten Fall kann man es wieder abschieben.“ Erschwerend kommt hinzu, dass in der Schweiz sehr vieles „sehr ernsthaft“ ist. Spiele sind deswegen eine Art „Sündenfall“. Experimente haben es in der Schweiz eher schwer. Man entwickelt sich langsam aber konstant. Es ist deswegen auch nicht verwunderlich, dass die Experimente eher von jüngeren Personen stammen, die eben gerne mal „spielen“.
Um ernsthaft ins Geschäft zu kommen, braucht es aber auch hier mehr Kapital. Denn Games funktionieren wie der Rest der Unterhaltungsindustrie über das System der Aufmerksamkeitsökonomie. So fehlt es beim Standort Schweiz – neben dem kulturellen Handicap – im Moment vor allem an grösseren Experimenten. Experimenten die mehr als 20-70 ooo Franken zur Entwicklung des Spiels benötigen. Beispiele für eine solch mittleres Segement von Spieleproduktionen wären etwa Spiele für die elektronischen Kanäle der Xbox 360 (Arcade) oder Sony Playstation (PSN) oder für die Wii. In diesen Kanälen braucht es aber zusätzlich zu den Entwicklungskosten eine Qualitätssicherung, die sich die Plattformholder bezahlen lassen: 10 000 pro Iteration. Microsoft verlangt etwa 6-15 solcher bezahlter Qualitätskontrollen. Als „Gegenleistung“ sind dann auch die Verkäufe durchschnittlich 20 mal höher als beim gleichen Spiel auf der freien Windows-Plattform. Der Produzent erhält dabei dann auch 60-70% des Verkaufspreises direkt. Im Retailmarkt (Das was man im Interdiscount oder bei Softridge im Laden bezahlt) sind das weit weniger für den Produzenten zwischen 1%-10%. Hier gilt dann Masse statt Klasse.
Im Bereich der „seriösen“ Spiele – wie sollte es auch anders sein – sieht es anders aus. Hier wird die Verquickung von Universitäten, Technischen Hochschulen wie der ETH, Spitälern und Gamedesignern etc zunehmend als Chance gesehen. Es entstehen qualitative hochwertige Spiele, die Knowhow (vermittelte Message) und Spielspass verbinden und ein spielerisches Lernen oder Erleben fördern. Die Sparte „Serious Games“ passt dann natürlich auch mehr zur vermittelten „Swissness“.
Eine unvollständige Liste der Spiele, der Spieleentwickler, sowie der Ausbildungsstätten in und aus der Schweiz findet sich hier >